Junge Leute und Eigenheim – passt das zusammen?
So steht die Generation Y zur eigenen Immobilie
Das Vermögensbarometer* der Sparkassen zeigt: Nur noch 38 Prozent der 20- bis 29-Jährigen in Deutschland planen, sich ein Eigenheim zuzulegen. 2010 waren es noch 52 Prozent. Ein deutlicher Rückgang. Doch woran liegt’s? Schrecken die hohen Preise ab? Oder tickt die junge Generation einfach anders und wohnt lieber zur Miete? Wir haben nachgefragt.
Sechs junge Leute zwischen 23 und 36 Jahren haben uns verraten, wie sie aktuell wohnen, wie sie gern wohnen möchten und wie sie zum Thema Eigenheim stehen.
Franzi, 26, Junior Projektmanagerin – weiß noch nicht genau, wohin es sie verschlägt:
Ich bin in einem Bauernhaus groß geworden. Massig Platz, viel Feld drumherum, immer was zu tun an Garten, Haus und Hof.
Der große Hof wurde mit Beginn meines Studiums gegen mal mehr, mal weniger winzige Wohnungen eingetauscht. Aktuell lebe ich mit meinem Freund zusammen in München auf knapp 45 Quadratmetern. Wenig Platz – aber dafür reicht eine Steckdose fürs Staubsaugen der gesamten Wohnung.
Momentan würde mich die Entscheidung für eine eigene Immobilie überfordern – auch weil ich nicht sagen kann, wo ich in fünf Jahren leben will. In der Generation meiner Eltern wurde der Beruf oft nach dem Ort gewählt, in dem sich das eigene Leben abspielte. Heute kenne ich kaum Leute in meinem Alter, die über Schule, Studium und Beruf hinweg in der gleichen Stadt gelebt haben.
Irgendwann würde ich allerdings schon gern im eigenen Reich wohnen. Dann bleibt mehr Geld für andere Dinge außerhalb der Miete. Außerdem stelle ich mir Umzüge wegen Eigenbedarfskündigung, hohen Mieten oder anstrengenden Nachbarn mit 70 Jahren nicht mehr so spaßig vor.
Was, wann und wo? Keine Ahnung.
Regine, 36, freie Redakteurin – hat sich den Traum vom Eigenheim schon erfüllt:
Vor sechs Monaten haben mein Freund und ich einen alten Hof mit Wald und Wiese in Frankreich gekauft. Ich würde sagen, das ist so ziemlich unser Traumhaus und ich kann mir zum ersten Mal vorstellen, dort wo ich jetzt bin, wohnen zu bleiben. Hier habe ich ein Gefühl von Freiheit.
Trotzdem glaube ich nicht, dass eine eigene Immobilie pauschal immer eine Bereicherung ist. Wenn sie zu teuer ist, hat man einen Klotz am Bein. Denn man muss die monatlichen Finanzierungskosten ja sehr langfristig stemmen.
In der Bretagne sind die Immobilienpreise auf dem Land im Vergleich zu Deutschland eher gering, und wir mussten nur einen vergleichsweise kleinen Kredit aufnehmen. Dadurch haben wir jetzt geringere Festkosten, als wir sie als Mieter in einer Stadt hatten – und somit kaum finanziellen Druck.
Ob man sich eine eigene Immobilie kaufen sollte, hängt also aus meiner Sicht nicht in erster Linie vom Alter ab, sondern von der Gesamtsituation. Für mich ist ein Traumhaus kein Luxushaus, für das ich ein Leben lang hart arbeiten und ständig verzichten muss. Vielmehr soll es den finanziellen Druck mildern. Bei uns hat das geklappt.
Sebastian, 23, Student – ist nervös, weil er später mal Grundstück und Haus erbt:
Ursprünglich komme ich aus einem kleinen Dorf in Hessen und bin etwas verwöhnt, wenn es ums Wohnen geht. Unser Haus wurde von meinen Großeltern erbaut, und das Grundstück hätte wohl genügend Platz für noch zwei weitere Häuser.
Und dennoch: Würde ich jetzt wieder zurück in mein Elternhaus ziehen, wäre ich nicht glücklich. Durch meine Interessen und Hobbys habe ich mich zum Stadtmenschen entwickelt. Zudem fühle ich mich noch nicht bereit, die Verantwortung für ein Eigenheim zu übernehmen.
Zu wissen, dass jenes Grundstück irgendwann einmal mir gehören wird, macht mich nervös. Wenn ich mich einmal dafür entscheide, das Grundstück zu verkaufen, gebe ich vielleicht ein Stück meiner Familiengeschichte leichtfertig weg. Und ich ziehe den Hut davor, was meine Großeltern dort alles vollbracht haben. Sie haben sich den Traum vom eigenen Haus erfüllt, indem sie alles in Eigenregie aufgebaut haben. Mit ihren eigenen Händen.
Diese Art von Schöpfungsgeist imponiert mir. Ich bin etwas neidisch darauf. Denn auch wenn das Haus theoretisch mal mir gehören wird, werde ich es nur dann als mein eigenes ansehen können, wenn ich selbst etwas daran erschaffen habe.
Ein Eigenheim ist für mich nur spannend, wenn es kein fertiges Konstrukt ist. Es ist dieser Erschaffungsgedanke, der für mich den größten Reiz ausmacht. Ein Zuhause als Projekt, als sich permanent weiterentwickelnde Aufgabe, die nie final beendet werden kann und bei der ich ganz alleine bestimme, wie es weitergeht.
Mandy, 27, PR-Volontärin – sehnt sich nach mehr Freiheit:
Mit dem Berufseinstieg haben sich meine Prioritäten verändert. Während meines Studiums war Flexibilität mein größtes Gut. Ich konnte innerhalb weniger Wochen all meine Zelte abbrechen und für längere Zeit ins Ausland gehen – ohne Besitz ist man eben auch nicht gebunden.
Mit Ende 20 gibt mir die Studentenbude im Altbau weder das berauschende Gefühl des Neuanfangs noch der Geborgenheit, so wie früher mein Elternhaus. Doch genau das wünsche ich mir für die Zukunft.
Ein kleiner alter Bauernhof am Stadtrand von Berlin. Das ist mein Traum. Ob er sich je erfüllt, wird sich zeigen. Denn angesichts meines derzeit recht geringen Lohns und der steigenden Immobilienpreise kann ich schwer einschätzen, was ich mir in zehn Jahren leisten kann.
Momentan weiß ich noch nicht, ob ich bereit wäre, mich für eine Immobilie zu verschulden. Bislang habe ich mich auch noch nie mit der Finanzierung eines Eigenheims auseinandergesetzt, oder gar begonnen, darauf zu sparen. Ich kann es mir jedoch immer besser vorstellen.
Denn eine Immobilie ist in jedem Fall eine tolle Altersvorsorge. Aber noch viel wichtiger ist mir die Freiheit, mein Zuhause so zu gestalten, wie ich es möchte, und dort zu tun und zu lassen, was ich möchte. Etwas, das mir in meiner Mietwohnung sehr fehlt und wofür ich durchaus bereit wäre, die Verantwortung auf mich zu nehmen.
Tobias, 24 Jahre, Azubi – genießt die Flexibilität einer Mietwohnung:
Aktuell wohne ich in einer Mietwohnung in einer Großstadt. Das entspricht – in meiner jetzigen Lebenssituation – genau meiner Wunschvorstellung. Allerdings weiß ich, dass ich nicht mein ganzes Leben so verbringen möchte.
In ferner Zukunft erfülle ich mir meinen Traum und kaufe ein großes Anwesen in einer ländlichen Umgebung. Das wird allerdings nicht innerhalb der nächsten zehn Jahre passieren. In Moment will ich mich an keinen bestimmten Ort binden und ich ziehe die Freiheit, jederzeit meinen Wohnort wechseln zu können, einem Eigenheim vor.
Eine eigene Immobilie ergibt für mich erst Sinn, wenn ich mehr von der Zukunft kenne. Ziehe ich mit meiner zukünftigen Familie in das Haus? Kommen Freunde dazu oder gründe ich eine große WG? Das Anwesen sollte auf keinen Fall leer stehen, denn dafür lohnt sich der Aufwand nicht.
Über die Finanzierung habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Das liegt noch zu weit in der Ferne, um Platz in meinem Kopf zu finden. Es kann natürlich sein, dass ich in drei Jahren anfange, mich zu informieren und merke, dass die Art von Selbstverwirklichung gar nicht so schwer ist. Zurzeit stelle ich mir das ganz schön kompliziert vor!
Jessica, 30, Wirtschaftsjuristin – will später lieber kaufen statt bauen:
Momentan wohne ich zur Miete und bin mit meiner Wohnsituation sehr zufrieden, da ich sehr zentral wohne.
Wenn ich irgendwann Eigentum erwerbe, dann kommt für mich am ehesten der Kauf einer Immobilie infrage. Ein Haus zu bauen, kann ich mir nicht vorstellen. Ich hätte keine Freude daran. Aber auch beim Gedanken, in einer Reihenhaussiedlung zu wohnen, bekomme ich Schnappatmung.
Der Vorteil einer Immobilie ist für mich ganz klar: die Vorsorge fürs Alter. Allerdings ist für die Finanzierung einer Immobilie Startkapital nötig. Und das lässt sich nicht von heute auf morgen ansparen.
Zurzeit will ich mir eine Immobilie nicht leisten und spare auch noch nicht gezielt darauf hin. Aufgrund der riesigen Investition bin ich mir einfach noch nicht sicher. Für die Zukunft schließe ich das aber keinesfalls aus.
Annika, 27, Vermessungstechnikerin – träumt von einem Mehrgenerationenhaus:
Zurzeit wohne ich in einer Kleinstadt in einer Drei-Zimmer-Wohnung mit Balkon. Groß geworden bin ich in einer Eigentumswohnung. Wir hatten zwei Etagen und 100 Quadratmeter – für vier Leute vollkommen ausreichend. Allerdings hatten wir leider weder eine Terrasse noch einen Garten.
In ein paar Jahren würde ich gern ein Grundstück mit einem Doppelhaus besitzen – inklusive Garten und Pool. Momentan kommt das noch nicht infrage, weil ich zurzeit lieber verreise und mich finanziell noch nicht so stark verpflichten will. Aber wenn ich mal meine eigene kleine Familie habe, wäre die Zeit reif dafür.
Ich finde das Konzept eines Mehrgenerationenhauses gut. Schließlich bringt ein Eigenheim auch viel Arbeit mit sich, wenn man es vernünftig in Schuss halten will. Und wenn man mit mehreren Leuten zusammenwohnt, kann man sich den Aufwand teilen.
Fazit
Junge Leute träumen also sehr wohl von der eigenen Immobilie. Doch nicht immer gehen sie ihren Traum sofort an. Und wenn es später doch einmal so weit ist – wir beraten und helfen gern.
* Das Vermögensbarometer ist eine Studie, die jedes Jahr im Auftrag des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes durchgeführt wird. Für die aktuelle Ausgabe wurden im Frühsommer 2017 insgesamt 2.884 repräsentativ ausgewählte Menschen in Deutschland zu ihrem Verhältnis zu Geld, ihren Finanzen und Anlagegewohnheiten befragt.
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