Stadt, Land, Speckgürtel

eingestellt von Katharina Kreutmayr am 15. Februar 2019

Stadt, Land, Speckgürtel

Die Großstädte sind teuer und überfüllt, die ländlichen Gegenden leeren sich. Immer mehr Menschen ziehen in die Speckgürtel um die großen und kleinen Metropolen des Landes. Doch warum? Was sind die Vor- und Nachteile, wenn Sie dort wohnen?

Drum prüfe, wer sich ewig bindet. Nein, nicht an Ihren Partner. Klar, das ist auch eine Entscheidung, die man nur einmal im Leben trifft. Meistens jedenfalls. Gemeint ist hier der Ort, an den Sie sich binden, weil Sie eine Immobilie kaufen und zu Ihrem Heim machen.

Dieser Schritt will sehr gut überlegt sein und alle wichtigen Punkte bedacht werden. Dass Sie sich finanziell nicht übernehmen dürfen, ist klar. Nicht nur der Kaufpreis oder die Baukosten, auch die Nebenkosten wollen realistisch eingeordnet werden. Aber es ist nicht allein der Preis, der über den Wohnort entscheidet.

Die Städte platzen aus allen Nähten

Noch vor wenigen Jahren ging der Trend Richtung Wohnen in den Zentren – München und Köln, Berlin und Hamburg. Die Vorteile der Großstadt liegen auf der Hand: Die Infrastruktur ist gegeben und zur Arbeit ist es meist nicht weit. Überhaupt liegt alles in der Nähe, was man braucht. Vom Supermarkt bis hin zu Kino, Restaurant und Konzerthalle ist oftmals alles bequem fußläufig erreichbar.

Zumeist reicht es aus Platzmangel in der Stadt nur für eine Wohnung, sei es im Alt- oder im Neubau. Altbauwohnungen haben einen unbestreitbaren Charme. Der relativiert sich allerdings, wenn Sie mit Ihren Einkäufen vier Stockwerke ohne Aufzug nach Hause hecheln. Dazu sind Altbauwohnungen in unterschiedlichen Zuständen zu haben. Auch heute gibt es noch Doppelfenster aus der Nachkriegszeit, die Ihnen bei der Nebenkostenabrechnung die Tränen in Augen treiben.

Heizkosten sind derzeit aber die geringsten Sorgen vieler Städter. Die Preise für Immobilien und Grundstücke sind in den vergangenen Jahren sehr stark gestiegen. Die Steigerungsraten lagen teilweise über zehn Prozent pro Jahr – Experten halten viele Immobilien in Großstädten um bis zu 30 Prozent überbewertet, wie die Bundesbank in ihrem Finanzstabilitätsbericht festgestellt hat.

Raus aufs Land?

Kein Wunder, dass sich viele nach Alternativen umschauen. Auch das Landleben hat schließlich einiges zu bieten. Zu niedrigeren Preisen können sich Individualisten und Naturliebhaber Ihre Wohnträume erfüllen. Auf einem üppig bemessenen Grundstück die Sommerabende am Grill genießen – das klingt in den Ohren vieler wie ein Traum. Apropos – die einzigen Konzerte, die sie zu hören bekommen, sind die der Grillen. Dafür haben Sie reichlich Platz für Kinder und Haustiere.

In der Praxis gestaltet sich das Landleben leider oft schwierig. Die Digitalisierung hat bislang meist nicht dafür gesorgt, dass man auch fernab der Zentren seinen Beruf über das Internet ausüben kann. Stattdessen sprechen die Experten von der Entleerung der ländlichen Räume: Leute ziehen weg, dadurch fehlt es an Lehrern und Ärzten und so weiter. Das macht das Wohnen dort noch unattraktiver. Ein Teufelskreis.

Der Speckgürtel: das Beste aus beiden Welten?

Wo finden sich also heute noch bezahlbare Immobilien, mit Platz für die Familie, aber auch in Reichweite des Arbeitsplatzes? Immer mehr Menschen entscheiden sich für ein Haus oder eine Wohnung im Speckgürtel. Experten sprechen bei diesem Trend von einer „Reurbanisierung der Klein- und Mittelstädte“ um die Zentren. Damit ist gemeint, dass viele Gemeinden und Städte um die Metropolen großen Zuwachs erfahren und im Moment zu den dynamischsten Regionen des Landes zählen.

Das liegt zum einen an der Landflucht. Zum anderen sind es auch viele Städter, die sich auf der Suche nach bezahlbarem Wohnraum im Umland einnisten. Experten sprechen hier vom „Überschwappeffekt“, weil die Städte zu voll und zu teuer geworden sind. Statt kostspieliger, enger Stadtwohnungen ziehen die Menschen in vergleichsweise große Immobilien in einem Gürtel rund um die Stadt.

Neubaugebiete und S-Bahn lassen Gemeinden aufblühen

Doch was ist der Speckgürtel genau? Wo er anfängt und aufhört, ist nicht nur in jeder Stadt anders, das ändert sich auch stetig.

Einst verschlafene Dörfer erfahren plötzlich einen Aufschwung durch Neubaugebiete. Eine neue Anbindung an die S-Bahn lässt eine alternde Gemeinde innerhalb kürzester Zeit wieder aufblühen.
Dieses Phänomen gibt es nicht nur bei den Millionenstädten. Viele denken an München oder Berlin, wenn sie dieses Wort hören. Aber Speckgürtel gibt es längst auch um kleinere Städte im ganzen Land, von Recklinghausen bis Reutlingen, von Cottbus bis Koblenz.

Die Schmerzgrenze liegt bei 400.000 Euro

Einer der Hauptgründe für diese Abwanderung ins Umland sind die Preise. Laut einer Studie wollen die meisten ein Einfamilienhaus für 200.000 bis 400.000 Euro – da liegt für viele die Schmerzgrenze. In vielen Städten ist das mittlerweile unrealistisch, weswegen viele Familien sich in den umliegenden Bezirken umschauen. Dort findet sich bezahlbarer Wohnraum, auch wenn eine längere Anfahrt zum Arbeitsplatz damit einhergeht.

Für viele in den Speckgürteln ist eine Pendelstrecke von 40 Kilometern und mehr Alltag. Laut Umfragen ziehen die meisten eine Grenze bei einer Anfahrtszeit von einer Stunde. Aber es gilt: Je weiter Sie außerhalb wohnen, desto mehr Immobilie bekommen Sie für Ihr Geld.

Deshalb werden die Speckgürtel vielerorts jedes Jahr größer.

Umso wichtiger ist für viele, dass es einen Anschluss an den öffentlichen Nahverkehr gibt. Den Weg über verstopfte Straßen Richtung Stadt ist für viele ein täglich durchlebter, aber gehasster Albtraum.

Neben finanziellen Gründen ist es hauptsächlich die Familienplanung, die Menschen in die Speckgürtel führt. Das Leben in der Großstadt mag aufregend sein. Aber mit seinen Kindern möchte man nicht eingepfercht und umgeben von grauem Beton leben. Stattdessen locken die Vororte mit Garten ums Haus und ruhigen Straßen, die Eltern nicht in ständige Sorge um den Nachwuchs versetzen.

Die Gemeinden in den Speckgürteln verändern sich

Durch die Neuankömmlinge verändert sich auch das Leben der Alteingesessenen im Umland der Städte. Nicht jedem schmeckt, dass plötzlich die Preise steigen und die Zugezogenen das Leben der Gemeinde aktiv mitprägen. Andererseits profitieren auch die schon länger dort Beheimateten, beispielsweise weil diese Gemeinden für Ärzte plötzlich wieder interessant werden.

Für die Zugezogenen bieten die Veränderungen fast nur Vorteile. Gerade in Neubaugebieten gibt es viele, die sich in der gleichen Situation befinden und aus ähnlichen Gründen im Speckgürtel wohnen wollen. Die Folge: Die Kinder finden schnell Gleichaltrige zum Spielen und Anschluss in Schule und Sportverein.

Viele gute Gründe

Es gibt also viele gute Gründe für das Wohnen im Speckgürtel. Ob und wo das für Sie infrage kommt, hängt von Ihrer persönlichen Situation und Ihren Bedürfnissen ab. Als Single sind Sie fürs Erste vielleicht besser in der Großstadt aufgehoben. Als Naturliebhaber und Individualist haben Sie es auf dem Land möglicherweise leichter, Ihr ganz privates Paradies zu finden.
Die meisten Familien kommen momentan aber um die Speckgürtel kaum herum. Auch wenn Sie sich dagegen entscheiden, ist der Umzug ins Umland zumindest eine Überlegung wert.

Ihre Checkliste für den Umzug in den Speckgürtel

Diese Fragen sollten Sie bei einem Umzug in den Speckgürtel für sich beantworten:

  1. Wie weit und wie lange müssen Sie zum Arbeitsplatz pendeln?
  2. Würden Sie im Notfall in der Nähe einen vergleichbaren Arbeitsplatz finden?
  3. Gibt es einen brauchbaren Anschluss an die öffentlichen Verkehrsmittel?
  4. Gibt es auch im Ort selbst eine Infrastruktur (wie Kita, Schule, weiterführende Schule, Arzt, Zahnarzt, …)?
  5. Gibt es ausreichend Platz im neuen Heim, auch wenn sich Ihre Familie vergrößert?

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