Mit Factoring kommen Firmen schneller an ihr Geld

Mit Factoring kommen Firmen schneller an ihr Geld

 

Die Zahlungsmoral in Deutschland nimmt ab – nicht zuletzt wegen der Coronakrise. Unternehmen können gegensteuern, indem sie ihre Forderungen verkaufen. Auf diese Weise verschaffen sie sich selbst größere Liquidität.

Auf 34,4 Tage bezifferte die Wirtschaftsauskunftei Crif Bürgel im Juni den Zahlungsverzug deutscher Unternehmen. Anfang des Jahres waren es noch 26,4 Tage. Einer der Hauptgründe ist die Coronakrise – das sieht man nicht zuletzt daran, dass die besonders gebeutelte Kultur-, Unterhaltungs- und Freizeitbranche aktuell 62 Tage zu spät zahlt. Und das, obwohl Deutschlands Unternehmen ihren Gläubigern im Durchschnitt ohnehin schon ein großzügiges Zahlungsziel von 26 Tagen einräumen.

Die Folgen sind dramatisch, denn gerade kleine und mittelständische Unternehmen leiden oft unter einem Dominoeffekt. Wenn sie kein Geld erhalten, können sie selbst ihre Lieferanten nicht bezahlen. Neben der eigenen Liquidität belastet ein erhöhter Verwaltungsaufwand die Gläubiger.

Der Forderungsverkauf schont die Nerven

Eine Möglichkeit, sich vor Zahlungsausfällen zu schützen, ist Factoring. Hierbei verkauft der Gläubiger seine Forderungen für eine Warenlieferung oder eine Dienstleistung an einen externen Partner. In der Sparkassen-Finanzgruppe nehmen diese Aufgabe zum Beispiel die Deutsche Factoring Bank und die S-Factoring wahr. Gegen eine Gebühr gibt der Lieferant sein Zahlungsrisiko komplett oder teilweise an diesen Partner, den sogenannten Factor, ab.

In der Regel hat der Betrieb binnen weniger Tage nach der Rechnungsstellung sein Geld abzüglich der Factoringgebühr auf dem Konto. Damit kann er seinen Geldeingang besser planen und ist vor Forderungsausfällen geschützt. Zudem kann er seine Energie dem Kerngeschäft widmen und muss sich nicht mit Themen wie Debitorenmanagements, Mahnwesen und Inkasso herumschlagen.

Ein großes Plus: Der Factor überprüft regelmäßig die Bonität von Neu- und Bestandskunden. Denn gerade in Zeiten von Corona und Rezession gilt: Wer gestern noch pünktlich eine Rechnung bezahlt hat, kann dies vielleicht heute nicht mehr. Je nach der individuellen Bonität des Kunden nennt der Dienstleister ein konkretes Limit, bis zu welcher Höhe er bestimmte Forderungen anzukaufen bereit ist.

Die wichtigsten Factoringmodelle im Überblick:

  • Ausschnittsfactoring: Bei der am häufigsten gewählten Variante verkauft der Betrieb nur einen Teil seines Forderungsbestands.
  • Full-Service-Factoring: Hierbei beauftragt der Betrieb den Factor damit, gegen säumige Kunden per Mahnung und durch andere Maßnahmen wie etwa Inkasso vorzugehen.
  • Stilles Factoring: Hier ist dem Rechnungsempfänger nicht bekannt, dass die Forderung abgetreten wurde. Selbst das Mahnwesen erledigt der Factor auf Firmenpapier des Verkäufers.

Factoring kann den Umsatz beflügeln

Dank Factoring und dem dadurch abgesicherten Zahlungseingang ist der Unternehmer in der Lage, seinen Kunden längere Zahlungsziele zu gewähren. Das erhöht die Attraktivität des Geschäftsabschlusses. Insofern wird Factoring gerne als Instrument der Absatzfinanzierung eingesetzt.

Der Unternehmer kann die gewonnene Liquidität durch den Forderungsverkauf vor Zahlungsfälligkeit zum Beispiel dazu nutzen, selbst bei seinen Lieferanten Skonto zu erhalten. Factoring wirkt sich somit positiv auf die Bilanz aus – mit erfreulichen Effekten auch auf die Ratingnote. Auf diese Weise werden Folgefinanzierungen günstiger und sind einfacher zu realisieren.

Für Unternehmen aller Größen attraktiv

Diese Vorteile sprechen sich herum. Im Jahr 2019 legte der Umsatz der Mitgliedsunternehmen des Deutschen Factoring Verbands um 14 Prozent auf 275,6 Milliarden Euro zu. War Factoring in der Vergangenheit eine Lösung, die vor allem von größeren Unternehmen genutzt wurde, hat sich dies inzwischen deutlich geändert, wie der Verband betont. Demnach nutzen immer mehr Mittelständler dieses Absicherungsinstrument. 2019 haben 93,5 Prozent der Kunden Volumina von bis zu 10 Millionen Euro finanziert.

Der Beitrag erschien zuerst auf Der Sparkasseblog.

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